Highlights in der Geschichte von AEGEE

Timeline und Zusammenfassung der Erfolge seit dem Jahr 2000

Eine grafisch aufbereitete Zusammenfassung der Geschichte von AEGEE ist in diesem PDF zu finden.

Die Anfänge

AEGEE wurde im April 1985, damals noch unter dem Namen EGEE – Etats Généraux des Etudiants de l’Europe in Paris gegründet. Zu dieser Zeit steckte die Europäische Gemeinschaft in einer andauernden Eurosclerose, einem allgemeinen Stillstand der Europäischen Einigung. Die Gründung war das Ergebnis eines großen Kongresses EGEE I mit 500 Europäischen Studenten, der von den Bureaux des Elèves, einer Kooperation der Studentenparlamente der fünf Grandes Ecoles in Paris, organisiert wurde. Deren Ziel war es, jungen Europäerinnen und Europäern eine Plattform zu schaffen, um regelmäßig europäische Angelegenheiten zu diskutieren, ihre Ideen den europäischen und nationalen Institutionen zu präsentieren und die Öffentlichkeit auf die Interessen der Studierenden in Bezug auf Europa aufmerksam zu machen. Mit dem Namen EGEE nahmen die Begründer Bezug auf die Versammlung, die 1789 die Französische Revolution anstieß und spiegelten damit ihre Motivation wieder. Sie versuchten bewusst mit Umsicht und ohne Steine zu werfen, eine innovative Bewegung zu starten. Ein geeintes Europa sollte in seinen Bürgerinnen und Bürgern wurzeln und nicht in seinen schwerfälligen administrativen Strukturen.
Die Idee war so einzigartig und ansteckend, dass es EGEE gelang, viele Studierende dazu zu animieren, EGEE Locals in ihren Städten zu gründen. Zu den Ersten gehörten London, München, Paris, Leiden, Madrid, Bruxelles, Strasbourg und Nice. In den nächsten Jahren wuchs EGEE, seit 1988 AEGEE (Association des Etats Généraux des Etudiants de l’Europe), enorm. 1988 zählte die Organisation schon 40 Locals. Heute umfasst die Organisation 13.000 Mitglieder in mehr als 200 lokalen Gruppen in 42 Europäischen Ländern. Als wahrhaft europäische Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat nationale Grenzen zu überwinden, verzichtete AEGEE auf die Gründung einer nationalen Ebene.

ERASMUS: Erste Lobbying-Erfolge

Nachdem Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich das von der Europäischen Kommission vorgeschlagene ERASMUS-Programm zur Förderung der Mobilität von Studenten innerhalb Europas abgelehnt hatten, empfing der französischen Präsident Francois Mitterand den Vorstand von AEGEE-Europe im März 1987 zum Abendessen. Die Vorstandsmitglieder betonten die Bedeutung einer europäischen Hochschulbildung für ihre Generation und den europäischen Binnenmarkt. Innerhalb einer Woche gab Mitterand über das nationale Fernsehen bekannt, dass die Franzosen das ERASMUS-Programm unterstützen werden, im Juni 1987 wurde das Programm verabschiedet.

Offener Dialog, der an seine Grenzen stößt

Zusammen mit dem damaligen Vorstand organisierte AEGEE-Mainz 1988 die Eurodefence Konferenz, die zum Ziel hatte, Repräsentanten eines möglichst weit variierender politischer und geographischer Standpunkte und Studierende aus ganz Europa zusammenzubringen, um eine breite Debatte über Sicherheit in Europa zu führen. Und tatsächlich brachte AEGEE-Mainz es fertig, VertreterInnen der NATO, der Westeuropäischen Union, und RegierungsvertreterInnen verschiedener Staaten mit Politikern, Wissenschaftlern und Pazifisten aus insgesamt acht Ländern inklusive dem neutralen Irland an einen Tisch zu bringen.
Höhepunkt der Konferenz war eine große Kontroverse zwischen einem französischen General und einem deutschen Grünen und Pazifisten. Die Diskussionen wurden beinahe von einem Assistenten des Generals aufgrund einer Beleidigung Frankreichs unterbrochen. Aber der General zog sich nicht zurück und beim abschließenden, friedlichen runden Tisch von Botschaftern, Wissenschaftlern und WEU Repräsentanten schien es als hätten die beiden sich wieder versöhnt. Damit hatten die Organisatoren symbolisch ihr Ziel erreicht: VertreterInnen divergierender Standpunkte zu einem sensiblen Thema zu konfrontieren und eine offene Diskussion zu führen, die diese hochrangigen Repräsentanten kaum an einem anderen Ort hätten führen können als in einer Universität voller Studierenden aus ganz Europa.

AEGEE als politischer Akteur

Angesichts Gorbatchows Reform der Außenpolitik der Sowjetunion wurde die pure Orientierung von AEGEE auf die Europäische Gemeinschaft als zu restriktiv empfunden. Auf der AGORA in Salerno wurde im November 1989 nach kontroversen Diskussionen beschlossen, AEGEE für die EFTA-Staaten zu öffnen und Verbindungen zu Studierenden in Osteuropa aufzubauen. Damit bewies AEGEE sich schon früh als politischer Akteur. AEGEEs Ausdehnung in Osteuropa beruhte auf der intellektuellen und juristischen Arbeit der East-West Workinggroup (EWWG) in 1988/89. Der Weg für die Erweiterung wurde durch die Kongresse East-West Relations und A European Future for the German Question im Mai 1989/90 im Reichstag in Berlin sowie einem Kongress von 500 Studenten in München zum Thema Ost-West Beziehungen geebnet. Im Februar 1990 wurde das erste Local außerhalb der Europäischen Gemeinschaft in Leipzig gegründet. Die Gründung lokaler AEGEE-Gruppen unterstützen die EWWG und westeuropäische Locals aktiv, indem sie osteuropäische Studierende zu Events einluden und Delegationen in die Universitätsstädte schickten, um AEGEE präsentierten und den Studierenden mit praktischer Hilfe zur Seite zu stehen. Es gelang, AEGEE-Locals in Praha, Pécs, Debrecen, Cluj-Napoca, Ljubljana, Warzawa, Bratislava, Kraków, Zagreb, Skopje und sogar Moskva und Sankt-Petersburg zu etablieren. Um den Kontakt zwischen Ost und West zu festigen entschied der Vorstand, die AGORA 1991 in Budapest zu veranstalten.
Als den osteuropäischen Vertretern AEGEEs zum EU Task Force ERASMUS Evaluation-Meeting 1993 in Maastricht die Teilnahme verweigert wurde, protestierte AEGEE zusammen mit anderen europäischen Organisationen heftig und machte seinen Standpunkt gegen diese Diskriminierung mit einem offiziellen Statement klar. Dieser Vorfall bestärkte den Vorstand in der Überzeugung, dass es Zeit war, einen kritischeren Ansatz gegenüber der EU zu vertreten und sich mehr noch um Kooperationen mit anderen Institutionen wie dem Europarat zu bemühen.

Heute hat AEGEE

einen konsultativen Status bei der UN, operationalen Status bei der UNESCO, konsultativen Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der UN sowie einen partizipativen Status beim Europarat. AEGEE ist außerdem Mitglied des Dachverbandes European Youth Forum und unterhält enge Beziehungen zur OSZE sowie zur Weltbank.
Das Projekt Find Your Way unterstützt 1996 800 Studierende in Mittel- und Osteuropa dabei, sensible Fragestellungen zu diskutieren, Demokratie-Erfahrungen zu machen und stieß eine nie dagewesene Kooperation zwischen AEGEE-Mitgliedern aus Ost- und Westeuropa an. AEGEE sah angesichts der aufkeimenden nationalistischen Tendenzen in den jungen Demokratien die Notwendigkeit, junge OsteuropäerInnen dabei zu unterstützen sich zu aufgeschlossenen europäischen BürgerInnen zu entwickeln. Das Projekt beinhaltete Trainings zu Projektmanagement, PR und Fundraising sowie Kongresse und Diskussionsforen zu den Themen Nationalismus, Medien, Vorurteile, Sicherheit, Studentenrechte und Menschenrechte. Den Organisatoren gelang es, prominente Referenten wie den tschechischen Premier Minister Petr Pithart und Martin Palous, den ehemaligen Sprecher der Charta 77, zu gewinnen. Viele der TeilnehmerInnen traten erst nach der Konferenz AEGEE-Locals bei oder gründeten sogar selber eins. Find Your Way war eines der größten Projekte in der AEGEE Geschichte und konnte nur durch die immense finanzielle Unterstützung der Europäischen Kommission mit 112.000 Euro realisiert werden.
Realer Politik eine persönliche Dimension geben – Im Oktober 1998 drohte die NATO mit einer Intervention im Kosovo, um die Unterdrückung der albanischen Bevölkerung zu stoppen. Dennoch fand das Presidents‘ Meeting nach langen Diskussionen wie geplant in Novi Sad statt – zwei Wochen bevor die NATO im März 1999 ihre Bombenangriffe startete. Novi Sad war eines der ersten Ziele.

Die Angriffe sorgten für sehr emotionale und kontroverse Debatten über unseren E-Mail-Verteiler. Gerade zuvor hatte ein Case Study Trip im ehemaligen Jugoslawien die lokale Situation untersucht. Für die Mitglieder aus Westeuropa war es eine ernüchternde Erfahrung, zu lesen wie ihre persönlichen Bekanntschaften von NATO Bomben, die direkt in ihrer Nähe einschlagen. Für Serben und für viele OsteuropäerInnen schien es lächerlich, wie einige Ihrer Freunde im Westen solche Aktionen der NATO rechtfertigen konnten. Der E-Mail-Verteiler der International Politics Workinggroup konnte etwas bieten, was keine offiziellen Medien je hätten erreichen können.
Der Kosovo Konflikt und der Krieg gegen Serbien schuf ein größeres Bewusstsein für die Situation in Süd-Ost Europa – vor allem die der Studierenden. AEGEE setzte 2000 als Teil des UNESCO Projekts Culture and Peace das Förderungsprogramm Education for Democracy für Studierende aus dem Balkan auf, um diesen einen Studienaufenthalt in Westeuropa zu ermöglichen. Um das Projekt zu ermöglichen wurden Universitäten, Stiftungen und verschiedene Organisationen angesprochen, die sich mit Süd-Osteuropa und Hochschulbildung beschäftigen. So zum Beispiel die Unabhängige Studentenunion von Serbien in Belgrad und die Europäische Hochschulrektorenkonferenz. Im Januar 2000 wurden die Bewerbungen eröffnet. Die Reaktionen der Studenten in Belgrade und Pristina waren überwältigend. Sponsoren wurden organisiert, Papierkram verbunden mit den Visa wurde erledigt und im Herbst 2000 wurden die ersten Gäste begrüßt. 14 Studierende aus Serbien und dem Kosovo besuchten für ein Jahr Universitäten in den Niederlanden und Deutschland. Begleitet wurde der Aufenthalt von regelmäßigen Seminaren zu relevanten Themen für die Gegenwart und die Zukunft Süd-Osteuropas.